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Rezension zum Buch „Honeckers geheimer Bunker 5001“
von Jürgen Freitag u. Hannes Hensel
Rezensoren: W. Kaiser/ W. Schubert * /auf Bitten der Rezensoren hier veröffentlicht
Das Buch, „ Honeckers geheimer Bunker“, wurde interessant und informativ von Jürgen Freitag als Erlebnisbericht geschrieben. Er war ab 1980 im
Vorkommando und ab 1983 als Stellvertreter des Bauwerkskommandanten und technischer Leiter in diesem hochbrisanten und modernsten
Schutzbauwerk der DDR tätig.
Erstmalig wird aus seiner Sicht das gesamte Spektrum der Errichtung dieses Schutzbauwerkes recherchiert und beschrieben, von der Erkundung
des Standortes bis zur schlüsselfertigen Übergabe und späteren Nutzung als geschützte Führungs-stelle der Partei und Staatsführung. Dabei be-
schreibt er zugleich sehr anschaulich die militärwissen-schaftlichen und wissenschaftlich- technischen Anforderungen die von allen am Schutzbau
Beteiligten gemeistert wurden. Dankenswert sind die Re-cherchen des Autors, die Notwendigkeit der Errichtung solcher Bauwerke auf dem Terri-
torium der DDR nachzuweisen, beschrieben in mehreren Abschnitten seines Buches.
Jürgen Freitag widerlegt die oft von Medien und einigen Experten erhobenen Be-hauptungen, dass die Errichtung und die Sicherung der ständigen
Einsatzbereitschaft derartig geschützter Anlagen auf das Schutzbedürfnis einzelner Personen, oder ausgewählter Personengruppen als Zuflucht
zum Überleben ausgerichtet war. Diese Absicht könnte u.a. auch der Bundesregierung unterstellt werden, die mit einem Aufwand von mehr als 4
Milliarden DM für ca. 3000 Bedienstete im heute ausgedienten Regierungsbunker im Ahrtal einen „Unterschlupf“ schufen (Abschnitt 8,17 des Bu-
ches). Abgeleitet aus diversen Kommandostabsübungen und der Stationierung moderner Waffensysteme der NATO auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz begründet Jürgen Freitag die Errichtung von geschützten Führungsstellen, Gefechtsständen und unterirdischen Depots mit ihren Na-
chrichtenverbindungen auf dem Territorium der DDR. Auch die stetig wachsende Effektivität des Einsatzes von atomaren und konventionellen Waf-
fen sowie der Drohung der Anwendung dieser Waffen bei einem Enthauptungsschlag durch die NATO- Streitkräfte, vorrangig zur Vernichtung stra-
tegisch wichtiger Ziele, u.a. von Führungszentren führten zur Entscheidung der Errichtung von Schutzbauten unterschiedlicher Zweckbestimmung,
so auch dem Vorhaben 5001.
Seine präzisen Kenntnisse über den modernen Schutzbau resultieren vorwiegend aus dem gründlichen Studium der von den Fachorganen des Ministeriums für Nationale Verteidigung
in den 70er Jahren dem Bedarfsträger MfS übergebenen Projektunterlagen, Richtlinien, Konsultationsergebnissen, Katalogen, Dienstanweisungen, aus der Teilnahme an speziellen
Schulungen, sowie seiner Einarbeitungszeit unmittelbar auf der Baustelle im Zusammenhang mit seiner späteren Tätigkeit als technischer Leiter des Wartungs- und Instandset-
zungsdienstes des Objektes 5001. Die mitgebrachten praktischen Erfahrungen beim Ausbau, der Wartung und der Sicherstellung der ersten Hauptführungsstelle der Regierung der
DDR, dem „Objekt Traube“ in Rüdersdorf, wie von ihm im Abschnitt 4 beschrieben, waren ihm dabei wertvolle Lehrjahre.
Interessant und sachlich beschreibt Jürgen Freitag seinen Entwicklungsweg bis zu seiner Entlassung im November 1990 aus der Dienststelle Prenden und seine Rückkehr im Sommer
2008, nun als Zeitzeuge und Sachverständiger. Hannes Hensel, ein Westberliner, Panoramafotograf und Buchgestalter, ging mit Jürgen Freitag, dem Ostberliner und ehemals Angehö-
rigen des MfS eine der heutigen Zeit entsprechende vernünftige Symbiose zur gemeinsamen Geschichtsaufarbeitung ein und bezeichnet in seinem Vorwort zum Buch „Honeckers ge-
heimer Bunker 5001“ die Begegnung mit J. Freitag als einen „glücklichen Umstand“.
Freitag hatte von seiner dienstlichen Funktion und vom Termin seines Einsatzes her auf die Gesamtlösung des Schutzbauwerkes 5001, auf die Tecnologie, Konstruktion, die tech-
nische Ausrüstung, auf die Standortbestimmung und die Festlegung der Schutzeigenschaften keinen Einfluss. (Die Darstellungen im Kurier vom 28.10.2010 über seine Tätigkeit und die
seiner Mitstreiter bei der Errichtung von „Honis Bunker“ könnten beim Leser einen anderen Eindruck hinterlassen haben.)
Es ist vielmehr zutreffend, dass erst auf wiederholte und dringende Forderung der Verwaltung Spezialbauwesen des MfNV die späteren Leitungskräfte des Wartungs- und Instandset-
zungsdienstes(WID) seitens des Bedarfsträgers, beginnend ab März 1980, im Interesse der rechtzeitigen Einarbeitung in ihr künftiges Aufgabengebiet dem Objekt zugeführt wurden.
In neun Abschnitten seines Buches werden von J.Freitag seine persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse und eigene Wertungen zu dem Erlebten wiedergegeben.
Seine Tagebuchaufzeichnungen, die Fotos aus der Bauphase und die sichergestellten Projektunterlagen sind heute, wie im Nachwort (vgl. Abschnitt 10) von ihm erwähnt, wichtige
Archivmaterialien, die in ihrer Gesamtheit den militär-wissenschaftlichen- und technischen Entwicklungsstand Anfang der 80er Jahre sowie das Leistungsniveau aller an der Planung
und Realisierung Beteiligten dokumentieren. Die Aufarbeitung dieser Dokumente im vorliegendem Erlebnisbericht gestalten das Buch zu einem wichtigen Zeitzeugen. Im Abschnitt 3
und speziell im Teilabschnitt 3.11 werden die „Verantwortlichkeiten“ nach seinem Kenntnisstand bei der Realisierung des Schutzbauwerkes 5001 beschrieben. Bei aller Anerkennung
seiner Leistungen und die des Koautors sei an dieser Stelle sachlich vermerkt, dass die Verantwortung des Ministeriums für Nationale Verteidigung für die Planung und Leitung des
Gesamtprozesses der Errichtung zentraler Schutzbaukomplexe deutlich unterbewertet bleibt, sicherlich resultiert dies einerseits aus der Zugehörigkeit des Autors zum Bereich des
Bedarfsträgers, wie auch aus der unzureichenden Kenntnis über die Etappen der Entwicklung der Entscheidungsprozesse noch weit vor seinem Einsatz auf dieser Baustelle.
Zunächst sei in Ergänzung zu den Ausführungen in seinem Buch vermerkt, dass sämtliche Beschlussvorlagen zur Problematik der Errichtung geschützter zentraler Führungsstellen im
MfNV erarbeitet, mit den zuständigen Ministerien und den Bedarfstägern abgestimmt und zur Entscheidung den Mitgliedern des NVR vorgelegt wurden.
Juni 2012
*Zum Zeitpunkt der Realisierung des Vorhabenkomplexes 5000 waren:
Generalleutnant a.D. (NVA) Dipl.- öc. Ing. Wolfgang Kaiser Chef des Bereiches Militärbauwesen und Unterbringung im MfNV zugleich Staatlicher Auftragsleiter,
Generalmajor a.D. (NVA) Dipl.- Ing. Wolfgang Schubert Chef der Verwaltung Spezialbauwesen im MfNV