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Cold War History - ein öffentlicher Antrag auf Telefonspionage
Bezug: Website www.coldwarhistory.wetpaint.com/page/Telefon-Spionage-Zentrum (vormals) im Zusammenhang mit der Errichtung des Fernmeldeamtes in Karl-Marx-Stadt
(Chemnitz) - siehe unter Telefon- Sonder- und NVA-Spionage-Anlagen
Behauptung:
1. In der DDR gab es bis 1989 nicht öffentliche Telefonnetze. Die Unternehmen durften Extraleitungen zu ihren Betriebsteilen in anderen Orten unterhalten. Die sonst üblichen
Minutenpreise brauchten nicht bezahlt werden.
2. Am Beispiel eines Antrages auf Erteilung einer Sondergenehmigung - Zusammenschaltung der U 600 (Landfunksystem) mit dem öffentlichen Telefonnetz wird der Versuch
unternommen Telefonspionage zu unterstellen. (Die NVA hat Geräte produziert, in der eine Zusammenschaltung von Landfunk- Geräten ins öffentliche Telefonnetz möglich war.
In Frankenberg gibt es immer noch viele Funkantennen)
Antwort zu 1.
Ja, in der DDR gab es tatsächlich nichtöffentliche Telefonnetze, z.B. das Sondernetz 1 oder das Schmalbanricht-funknetz der Partei, Netze im Nachrichtensystem der NVA, anderer be-
waffneter Organe, der Deutschen Reichsbahn der DDR und weitere.
Die Fernmeldelage in der DDR war unbestritten kompliziert und schwierig. Der Grad der Ausstattung mit Telefonen lag Mitte der 80er Jahre bei 16 Anschlüssen pro Hundert Einwohner. Be-
triebe in diese Zahl nicht einbezogen, da sie oh-nehin vorrangig mit Telefonanlagen, bzw. -anschlüssen versorgt wurden. Einzelfälle nicht ausgeschlossen, dass das Fehlen von freien Ruf-
nummern in den Ortsvermittlungsstellen bedeutete, keinen Telefonanschluss zu haben, oder diesen einem anderen Teilnehmer zu kündigen. Andererseits war festzustellen, das in Ortska-
belnetzen freie Adernpaare (Telefonleitungen) zur Verfügung standen, die infolge fehlender Rufnummern nicht beschaltet werden konnten.
Nicht selten wurden solche Stromwege von Bedarfsträgern bei der Deutschen Post angemietet, auf betriebs- oder dienststelleneigene Fernsprechvermittlungen (Nebenstellenanlagen) für die
Einrichtung von so genannten, außenliegenden Telefonanschlüssen für ihre Mitarbeiter, aufgeschaltet. Für die Leitungen war eine Mietgebühr zu entrichten, Gebührenimpulse wurden nicht
registriert. Die Verrech-nung mit den Nutzern solcher Anschlüsse erfolgte betriebsintern.
Übrigens waren Ende der 80er Jahre allein in Strausberg rd. 350 solcher Mietleitungen (von der Deutschen Post als PO- Leitungen bezeichnet) als Wohnungs- oder Wohnungsdienstan-
schlüsse bei Armeeangehörigen und Zivilbeschäftigten als außen liegende Fernsprechanschlüsse mit Rufnummern von Nebenstellenanlagen der NVA beschaltet. Dafür wurden Mietgebühren
an das Post- und Fernmeldeamt Strausberg abgeführt. Die Nutzer der Anschlüsse bezahlten gemäß den Festlegungen der Nachrichtenordnung.
Antwort zu 2.
Die Kommunikation zwischen Teilnehmern der Funksysteme U 600, später auch U 700 (als Verkehrs-, auch Landfunksysteme bezeichnet), mit Teilnehmern des öffentlichen Telefonnetzes
wurde in der Praxis verwirklicht. Übertrieben dargestellt könnte man von einem mobilen Funksystem in der DDR sprechen - die BRD war zu dieser Zeit vom mobilen C- Netz noch weit entfernt.
Sachlich dargestellt, in den verschiedensten Zweigen der Volkswirtschaft der DDR (Kombinaten, Feuerwehren, Krankentransport, Forstwirtschaft, Energie u.a.) wurden Funksysteme genutzt.
Die Zusammenschaltung mit dem öffentlichen Telefonnetz erfolgte über sogenannte Überleitplätze.
Solche Plätze konnten nur eingerichtet werden wenn die Genehmigung der zuständigen Bezirksdirektion der Deutschen Post (Funkdienst) vorlag. Also musste ein Antrag geschrieben werden,
schließlich konnte nicht jeder machen was er wollte.
So auch hat die NVA keine Geräte produziert, wie behauptet wird. Wenn es heute noch immer viele Funkantennen (möglicherweise sind Stahlgittermaste als einstige Antennenträger gemeint)
in Fran-kenberg gibt, so sind diese vielleicht ein Hinweis auf ehemalige Retranslationspunkte für die Herstellung weiterreichender Funkverbindungen.
Der Vollständigkeit halber sei hier vermerkt, das auch das Politbüro der DDR in den 70er Jahren ein solches Funksystem nutzte. Von jedem Ort auf dem Territorium der DDR war ein Über-
leitplatz erreichbar, von dem jede gewünschte Verbindung, ob ins öffentliche, das Regierungs-, Stabs- oder Armeesondernetz, hergestellt werden konnte. Alle Überleitplätze und die Mit-
glieder des Politbüros nutzten Tarnnamen. Der Überleitplatz in Karl-Marx-Stadt nutzte z.B. den Tarnnamen "OLGA 33", zu erreichen über Kanal 3 u. 5. Eine der Telefonnummern des öffent-
lichen Netzes, über die eine Verbindung zu den Mitgliedern des Politbüros in den Fahrzeugen hergestellt werden konnte, lautete z.B. "5588335".
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