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RFN der Partei und RFN der NVA / RFN - Schmalband-Richtfunknetz
drei Bedarfsträger - zwei Richtfunknetze - ein Betriebsnetz
Zwei Richtfunknetze als Führungsmittel. Das von 1955 bis ca. 1973 errichtete Netz der Partei (SED) als Schlussfolgerung aus den Ereignissen des 17.Juni 1953 und
das in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre errichtete Netz der NVA infolge der notwendig gewordenen Anpassung der Führung operativer und territorialer Organe der
Landesver-teidigung. Beide Netze wurden gemäß eines Beschlusses des Sekretariats des ZK der Partei von 1980 in das Gesamtstaatliche Nachrichtennetz der DDR
überführt und 1990 abgeschaltet.
Nach intensiver und kollektiver Recherche über Monate und Jahre sind Details und Strukturen der Netze bekannt. Auszugsweise sind diese hier veröffentlicht. Belegt ist
durch Dokumente, die Errichtung, Wartung und der Betrieb des Netzes der Partei erfolgte in Eigenregie. Die Errichtung des Netzes der NVA erfolgte nicht auf der Grund-
lage eines Beschlusses des NVR (Nationaler Verteidigungsrat) der DDR. Betreiber der Netze waren das Zentralkomitee der Partei, die NVA und ab 01.01.1984 die Deutsche
Post der DDR.
Das RFN der Partei
Ein Führungsnetz, frei von Fernmeldeämtern und Personal volkseigener Einrichtungen. In zwei Netzebenen bis 1961 errichtet. Netzebene 1: ZK der SED - Bezirksleitungen /
Netzebene 2: Bezirksleitungen - Kreisleitungen.
In der Netzebene 1 kamen je Richtung zwei Richtfunkverbindungsgeräte (RGV-934) kleiner Kanalzahl aus dem VEB RAF-ENA Werke Radeberg zum Einsatz. Ein aktives
und ein Reservegerät. Der gleiche Gerätetyp wurde auch für die Übertragung von Zeitungsdrucksätzen in die Bezirke genutzt. Außerhalb der Bezirksstädte, abseits von Bal-
lungsgebieten und anfänglich in provisorischen Einrichtungen, wurde in jedem Bezirk eine Bezirksrichtfunkzentrale (BzRFuZ) errichtet, auch als A 1 Objekte bezeichnet,
Bis etwa 1960 wurden die Provisorien durch Türme in der Typenausführung A ersetzt, rechteckig, in der Regel grüner Anstrich, auch holzverschalt, ca. 25 m hoch. Den
Bürgern werden diese Türme heute z.T. fälschlicherweise auch als Aufklärungs- und Abhöreinrichtungen des Ministeriums für Staatsicherheit präsentiert. Dokumente bele-
gen, Mitnutzer von Richtfunkkanälen des Netzes der Partei zur Führung eines DDR-weiten UKW- Funknetzes war das Ministerium des Innern und der Bundesvorstand des
FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund).
.
I
Infolge der mitunter großen Entfernungen oder fehlenden quasioptischer Sicht zwischen Sender und Empfänger,
wurden Relaisstellen (A2..An-, B2...Bn- und C2...Cn- Objek-te) errichtet. Die Bauart der Türme unterschied sich in A-,
Rk- und Rp- Objekte. Letztgenanntes waren Objekte der passiven Richtfunkumlenkung, (Umlenkantennen). Jedem
Bezirk in der DDR war eine Bezirksschlüsselnummer zugeordnet, die am Anfang der zugeordneten Turmobjekte stand.
Für den Bezirk Suhl war es die Nummer 11, bedeutet, die BzRFuZ Suhl trug im Netz die Bezeichnung 11A1, die
Bezirksleitung der Partei die 11L1, eine Relaisstelle (bewacht) die 11A2, eine Relaisstelle (unbewacht) die 11B2 und
eine Umlenkantenne die 11C2.
In der ersten Hälfte der 1960er Jahre richtete sich die Armeeführung mit der Bitte an das Zentralkomitee (ZK) der
Partei, Strukturen des vorhandenen Netzes mit dem Ziel der Verwirklichung einer effektiveren Führung zu nutzen. Veränderungen in der Struktur der NVA und umfassende
Aufgaben in den territorialen Organen der Landesverteidigung machten diesen Schritt erforderlich. Die NVA wurde Kooperationspartner der Partei. Mehr dazu von einem
ehemaligen Leiter einer Bezirksrichtfunkzentrale der Partei.
Netzebene 1 u. 2 (rot)
in Kombination mit
dem Netz der NVA (grau)
NZ- Nachrichtenzentrale
der Kreisleitung der
Partei/ RVG-Endstelle
BNZ- Bezirks- NZ
BL - Bezirksleitung/ Partei
WBK-Wehrbezirkskommando
Das RFN der NVA
Inbetriebnahme 1969. Im Zentrum die Hauptrichtfunkzentrale (HptRFuZ) im Forst Stülpe. In den Territorien der Militärbezirke V Neubrandenburg und III Leipzig, die Be-
reichrichtfunkzentralen (BerRFuZ) Nord auf dem Keulenberg bei Usadel (Bildergalerie) bei Wikipedia) und Süd auf dem Sorgenberg bei Machern. “Der Funkturm der
Telekom auf dem Sorgenberg”,Die BerRFuZ wurden in den 1970er Jahren der Partei übergeben. (Foto lks.: Machern / Betriebsraum)
Umfangreiche bauliche Investitionen der NVA in den Bezirksrichtfunkzentralen der Partei ermöglich-
ten die Beistellung von Richtfunk-, Fe- und Fernschreibvermittlungstechnik der NVA. Sternförmig
wurden von den BzRFuZ der Partei Richtfunkverbindungen zur HptRFuZ und den BerRFuZ herge-
stellt, über die Fernsprech- und Fernschreibverbindungen im Selbstwählverkehr betrieben wurden.
Mit der dem Netz der Partei angepassten Kennzeichnung war die HptRFuZ die 04A3, die BerRFuZ
Nord die 03A2 und Süd die 13A1 (eine Besonderheit). Damit wurde die Existenz des Netzes fak-
tisch verschleiert, so dass der Eindruck von der Existenz nur eines Betriebsnetzes der Partei gege-
ben war. Beide Netze wurden mit Ausnahmen unabhängig voneinander betrieben.
Für ein Zusammenschalten waren sie vorbereitet. Für die Richtfunkstrecken wurden modifizierte
RVG- 924, vereinzelt auch RVG- 934 eingesetzt. Ihre Nutzung erfolgte analog dem Netz der Partei.
Die technische und betriebliche Überwachung im Netz erfolgte bei der HptRFuZ und den BerRFuZ.
Die Zentralen wurden auch als Überwachungsbereiche (ÜB) bezeichnet. Von Beginn an und im
Rahmen des Ausbaus wurden Sonderobjekte in das Netz integriert. Das waren Stäbe von Verbän-
den, Kommandos der Militärbezirke und Teilstreitkräfte, der Grenztruppen der DDR, das Ministerium
für Nationale Verteidigung, vorbereitete Führungsstellen und Wehrbezirkskommandos. Die Wehr-
kreiskommandos der NVA hatten Zugang zum Netz über die Kreisleitungen der Partei. Alle Sonder-
objekte waren S- Objekte. Ihre Kennzeichnung erfolgte analog den Turmobjekten im Netz der Partei.
Fest zugeordnet war allen Bezirkseinsatzleitungen (BEL) die …S9, für den Bezirk Suhl z.B. die 11S9
Als Leiter der Zentralen fungierten in der Anfangsphase:
Überwachungsbereich II / Bereichsrichtfunkzentrale Nord - Hauptmann T ...
Überwachungsbereich I / Hauptrichtfunkzentrale Stülpe - Hauptmann U ...
Überwchungsbereich III / Bereichsrichtfunkzentrale Süd - Kapitänleutnant Ue ...
Letztgenannter übernahm später die Leitung des Netzes der NVA
Die Planung, Konzipierung, Berechnung und Leitung der Errichtung des Netzes erfolgte in Verantwortung einer Arbeitsgruppe (AG) der Verwaltung Nachrichten. Es wa-
ren junge und an Hochschulen ausgebildete Offiziere. Sie kamen aus dem Bereich Territoriale Vorbereitung der Verwaltung und verblieben bis zum Ende der DDR Offi-
ziere der NVA., die Oberstleutnante G.R., Z.H., Freg. Kp. H.L. . Die Gruppe wurde militärisch geführt von Oberst H.E, später von Oberst T. H. Der Mitarbeiter der AG
R.G. (Rudolf Grollmisch) hat zum Thema “RFN der NVA” am 02.Februar 2014 einen Blog mit dem Titel “eigenes Nachdenken” eingerichtet.
Bauausführung und Errichtung
Maßgeblichen Anteil an der Errichtung beider Netze hatte die parteieigene Fundament GmbH (Seite 230), die im Februar 1946 von KPD- Führern gegründet und
Anfang der 1970er Jahre vom Sekretariat des ZK der SED liquidiert und als “Organisati-onseigener Betrieb (OEB) Fundament” neu im Handelsregister eingetragen wurde.
Es ist belegt, dass seitens der Fundament GmbH für alle Standorte von Richtfunktürmen und Endstellen sowie für das Betriebspersonal, Dispatcher und Funktionsträger
Deckbezeichnungen festgelegt waren, die in der Kommunikation untereinander anzuwenden waren. So waren u.a. alle Bezirksdispatcher die “01”, gekoppelt an die
jeweilige Bezirksschlüsselnummer, für Dresden z. B. die 1201. Die Relaisstation Ilmenau/ Kickelhahn trug z.B. die Deckbezeichnung „Rk 262“
Transistorierung vor der Übergabe an die DP
Alle im Einsatz befindliche RVG 924 und 934 waren werksseitig mit Glaskolbenröhren bestückt. Im Rahmen einer “Gewaltmaß-
nahme” wurden alle aktiven RVG Anfang der 1980er Jahre im bestehenden Gehäusesystem auf Transistortechnik umgestellt. Das
be-deutete zunächst die Herstellung von Adaptern für Röhrensockel in den verschiedenen Baugruppen. Eine Aufgabe, die nach
Vorgabe einer Mitteilung für das Fernmeldewesen aus dem Jahre 1979 erfolgte und von den Mitarbeitern der Bezriksleitungen der
Par-tei verwirklicht wurde. Mit dem Austausch der Röhren einhergehende Veränderungen der Widerstands- und Impedanzver-
hältnisse führten allerdings zu einem kritischen Zustand in der Bedienung. Das fand Beachtung und wurde akzeptiert. Im Privatbe-
sitz befindliche Adapter wurden im Juni 2014 gefunden. Einer davon mit dem Transistor KT 919 B, ersetzte die Röhre HT 311 bzw,
die sowjetische Röhre Gi 130.(siehe nebenstehendes Foto)
Aufklärung der Netze
Fernsprechverbindungen im Selbstwählfernverkehr wurden im offenen Regime betrieben, Fernschreibverbindungen teilweise
chiffriert. An der Entwicklung von Sprachschlüsselgeräten wurde gearbeitet, jedoch vor 1990 nicht verfügbar.
Dokumente beinhalten Hinweise zur Überwachung der Verbindungen von über 100 Abhörplätzen der gegnerischen Aufklärung.
Gemäß zuverlässigen Quellen arbeitete eine NSA- Erfassungsstelle auf dem Teufelsberg in Berlin, eine AG übermittelte die
Aufklärungsergebnisse an die NSA- Zentrale in Ford Mead (USA). Berichtet wird, die Standorte des Netzes sind durch MVM
(Militär Verbindungsmissionen) aufgeklärt. Auch aus der Bundeswehr liegen Aufklärungsinformationen vor. Fernmelde- Aufklärung
Die Hinweise führen zu umfangreichen Maßnahmen der Unterrichtung von Nutzern und Einschränkungen in der Nutzung der Netze. Die Zahl der Nutzer wird drastisch
reduziert, technische Sperren eingesetzt und Tarnmittel zum Einsatz gebracht. In der NVA waren bis zur Wende nur noch die Chefs und Kommandeure höherer Komman-
doebenen und die Operativen Diensthabenden in Ausnahmefällen zur Nutzung des Netzes berechtigt.
Eine vom Sekretariat des ZK beschlossene Rekonstruktion des Netzes der Partei wurde mit einem Beschluss von 1980 aufgehoben. Es wurde auf die künftige Nutzung
des Sondernetzes 1 orientiert und die Überführung der Netze in das Gesamtstaatliche Nachrichtensystem beschlossen und per 01.01.1984 umgesetzt.
Richtfunkkanäle im Interesse der NVA wurden kostenpflichtig von der DP bis 1990 weiter bereitgestellt. Bei Schaltübungen wurden auf den Kanälen (nicht im Selbstwähl-
fernverkehr) Sprach- und Chiffriermittel eingesetzt..
Parallel zu den Maßnahmen war im NVR (Nationaler Verteidigungsrat) der DDR die Errichtung eines neuen teilgeschützten Richtfunknetzes der Zentralen Führungsbe-
reiche für den Zeitraum 1986 bis 1990 beschlossen. Infolge wirtschaftlicher Probleme wurde die Errichtung in die erste Hälfte der 1990er Jahre verschoben und rd. 48,5
Mio. Mark der DDR freigesetzt
Allgemeine Anmerkung
Wer auf Webseiten gelegentlich vom Aufbau eines Richtfunknetzes der NVA ab 1965 liest, welches der Nationale Verteidigungsrat (NVR) der DDR in seiner 10.Sitzung
am 06.04.1962 als “Richtfunkachse der LSK/LV” (Luftstreitkräfe/Luftverteidigung) beschlossen haben soll, sollte wissen, die Aussage ist so falsch wie die Gleichsetzung
von “Netz” und “Achse”. In genannter Sitzung wurde weder ein Beschluss zur Errichtung einer Richtfunkachse der LSK/LV noch eines Richtfunknet-zes der NVA (wie
oben beschrieben), beschlossen. Bezeichnete Richtfunkachse der LSK/LV wurde in eigener Zuständigkeit errichtet. Relativ wenige Ausführungen zum Richtfunknetz der
NVA sind bei GL a.D. Dr. Walter Paduch in “Aufsätze zur Geschichte der NVA-Nachrichten- und Flugsicherungstruppen - 1956 -1990”, zu lesen. Die Aussagen zum Be-
stand, insbesondere den Bezirksrichtfunkzentralen, sind so nicht korrekt. Auch Sachverhalte zur Errichtung des Netzes der NVA sind widersprüchlich.
Original eines Überleitungsvertrages eines Mitarbeiters der Bezirksleitung der SED Dresden im Richtfunnetz der Partei mit Datum für die Übernahme der Netze durch die
Deutsche Post der DDR per 01.01.1984
Adapter /
Foto
H.P. Schwenke
mehr bei :
- Wikipedia,
- Sachdokumentation,
- AG Betriebsgeschichte ROBOTRON
Radeberg,
- Kommentar zum RFN,
- Der Turm auf dem Großen Inselsberg,
- Fakten, Dokumente, Details,
- das MfNV als Sonderobjekt im RFN,
- Das ZK-Netz der SED v. Peter Schwenke
Am 21.11.2016 strahlte der MDR in der
Sendung “MDR um 4” mit dem Titel “Der Turm”
eine Doku zur BzRFuZ Dresden-Gompitz aus.
Aus unerklärlichen Gründen nicht in der
Mediathek abgelegt. Bei Interesse kann ein Link
zu einer Aufzeichnung bereitgestellt werden.
Fernsprech-, Fernschreibvermittlungssysteme
und Trägerfrequenzgeräte der NVA in der
Bezirksricht-funkzentrale Dresden
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Schema der Organisation des Richtfunknetzes der Partei im Bezirk Dresden
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Im Zentrum die Bezirksrichtfunkzentrale (BzRFuZ) Dresden-
Gompitz (12A1). Von ihr waren die Verbindungen organisiert zu:
- den Nachbarbezirken in der Netzebene 1 und zur Bereichs-
richtfunkzentrale Süd der NVA in Machern,
- den Kreisleitungen der Partei, z,T, über bemannte und unbe-
mannte Relaisstationen sowie Passivumlenker (12C2) in der
Netzebene 2,
- der Bezirksleitung der Partei (12L1) und der Bezirkseinsatz-
leitung (12S9),
- dem Sonderobjekt 7.Panzerdivision (PD) (12S2) und weiteren
Objekten der NVA.
Die Beistellung von Technik durch die NVA erfolgte in den Ob-
jekten der Partei bei der 12A1 und 12A2.
Eingesetzt waren unterschiedliche Typen von Richtfunkverbin-
dungsgeräten.
Analog diesem Schema oder ähnlich waren die Netze in allen
anderen Bezirken der DDR organisiert.
Hinweis: zwischen nicht allen Bezirksrichtfunkzentralen und dem ZK
der Partei gab es direkte Verbindungen. Überwiegend liefen diese
Verbindungen über Nachbarstationen und die BzRFuZ Frankfurt (O),
weiter per Fernmeldekabel.
Das RFN und seine Richtfunktürme (A-Türme) waren keine Einrichtung der “STASI”
Bürger aus dem Umfeld des Turmes auf dem Petersberg bei Halle/S bezeichnen ihn noch heute als Turm der
Stasi, das “grüne Ungeheuer”. Was sollten sie sonst sagen, angesichts der schwer bewaffneten Volkspolizis-
ten, die ihn und sein Umfeld bewachten. Gerüchte und Spekulationen um die Geheimniskrämerei taten ihr
übriges. Und heute, viele Jahre nach der Wende, die Gerüchte halten sich und werden genährt. Die Wahrheit
zu ihrer wahren Nutzung gehört nicht in das politische Ge-schichtsbild der Gesellschaft. So ist u.a. auf der
Plattform “Wikipedia” zu lesen, das alle A-Türme der Funkelektronischen und Richtfunkaufklärung dienten und
der Stasi zuzuordnen sind. Dazu offeriert man den Richtfunkturm auf dem “Totenstein” bei Karl-Marx-Stadt
(Chemnitz), der im RFN der Partei die Bezirksrichtfunkzentrale Karl-Marx-Stadt darstellte. Der Versuch einer
Richtigstellung von geschichtlicher Wahrheit war und ist nicht einfach. Mehr und mehr werden jedoch
veröffentlichte Fakten und Tatsachen akzeptiert. Auch die hier angebotenen.
Foto (2012): Das “grüne Ungeheuer” auf dem Petersberg bei Halle/ S - Richtfunkbezirkszentrale Halle/ S im
RFN der Partei
Auf der Webseite Senderfotos Rubrik Sachsen-Anhalt/ Halle (Petersberg) ist der Turm aus den 1970er Jahren mit seinem Antennenträger zu sehen. Gezählt sind 31 Pa-
rabolspiegel der Gerätesätze RVG- 934 und RVG- 924 mit unterschiedlichem Durchmesser. Die Anzahl entspricht den Richtungen, die von hier aus betrieben wurden. Im
Bezirk Halle/ S gab es allein mehr als 23 Kreisleitungen der Partei. Das Foto zeigt auch den Sendeturm der Deutschen Post und davor den Bismarkturm.
Zusammenfassung:
1. Betreiber der Netze waren von Anbeginn bis zur Übergabe 1984 an die Deutsche Post, die Partei und die NVA. Zwischen beiden gab es eine Vereinbarung zur Koopera-
tion. Bauprojektierung, Bauleitung und Koordinierung beider Netze lag in der Regie der „Fundament GmbH”, einer Gesellschaft der Partei.
2. In der Netzebene 1 (RFN SED), etwa bis 1960, wurden nur Richtfunkstrecken zwischen Berlin und den Bezirksleitungen der Partei errichtet. Anfangs mit dem Richtfunk-
verbindungsgerät RVG- 903, später RVG- 934,
3. In der Netzebene 2 (RFN SED), etwa bis 1971, wurden nur Richtfunkstrecken zwischen den Bezirks- und Kreisleitungen der Partei errichtet. Anfangs mit dem RVG- 924,
später teilweise auch mit dem RVG 950.
4. Von den Richtfunkzentralen beider Netze wurden keine Richtfunkfunkverbindungen zum Ministerium des Innern (MdI) oder der Staatssicherheit (MfS) betrieben, dennoch
wird das MdI als Mitnutzer wie oben beschrieben erwähnt. MfS betreffend sind bisher keine verbindlichen Angaben möglich.
5. Das Richtfunknetz der NVA ging 1969 in Betrieb. Im Rahmen des Ausbaus wurden viele Richtfunkstrecken zu Sonderobjekten der NVA errichtet.
6. Die Netze waren weder im Auftrag noch für die Sicherheitskommission des ZK der Partei oder den Nationalen Verteidigungsrat konzipiert und errichtet. Sie überlagerten
die bestehende drahtgebundene Möglichkeiten.
Ich danke Mitprojektanten der Netze, ehemaligen technischen Leitern, Betriebstechnikern, Leitern Nachrichten von WBK’s und Leitern von Abteilungen Fernmeldewesen der
Bezirksleitungen (BL) der Partei für Ihre Unterstützung bei der Aufarbeitung der vorliegenden Thematik.
Foto: Hans-Peter Schwenke
Foto: Rolf Fleischhack